Amerikanische Rechtskultur aus europäischer Sicht
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Ein Umgang durch die Geschichte des amerikanischen Rechts anhand des Buches von Prof. Alan M. Dershowitz, America on Trial, Inside the legal battles that transformed our nation – Sommersemester 2006
Es handelt sich um ein Kolloquium für Fortgeschrittene im Kontextstudium, in dem die Absolventen der Master Programme sowohl der Betriebswirtschaftslehre, der Volkswirtschaftslehre und der Rechtslehre der Universität St. Gallen teilnehmen dürfen und das mit drei Credits bewertet wird.
Ein wichtiger Anlass zur Lehrveranstaltung ist die Tatsache, dass wir in der Schweiz in der Regel keine der Bedeutung des amerikanischen Rechts in der Globalisierung entsprechenden vertieften Kenntnisse der Wirkungsweise und der Bedeutung dieser Rechtskultur haben. Wir kennen insbesondere die komplexen Wirkungsweisen dieser Rechtskultur zu wenig und haben in der Schweiz auch nur unterentwickelte Instrumente und Institutionen für diesen Umgang. Wir haben in der Folge eine ungenügende Denk- und Handlungsautonomie in der Erarbeitung, der Artikulation und der Kommunikation einer eigenen – schweizerischen bzw. europäischen – Perspektive im Umgang mit der amerikanischen Rechtskultur. Dies hat sich auf dem Hintergrund der zunehmenden Hegemonisierung in den jüngsten Jahren verschärft. Es gilt zum Ersten also mehr über dieses Recht und diese Rechtskultur zu wissen.
Auf diesem Hintergrund will die Lehrveranstaltung als Motivationsveranstaltung die amerikanische Rechtskultur anhand eines typischen Phänomens – des Strafrechts – darstellen. Sie will zu einer komparatistischen Sichtweise anregen, die die Analyse der Wirkungen und Optionen möglicher Umgänge mit der amerikanischen Rechtskultur erleichtert. Die Lehrveranstaltung ist auf die Interdisziplinarität der TeilnehmerInnen ausgerichtet. Sie geht von einem erweiterten Kulturbegriff aus. Sie hat einen Aktualitätsbezug derweise, dass es um die Frage des Umganges mit der heutigen amerikanischen Rechtskultur in der Gegenwart geht. Eine bessere Kenntnis der Bedeutung dieser Rechtskultur ist heute auch für Absolventen der betriebswirtschaftlichen und der volkswirtschaftlichen Abteilung berufsrelevant.
Wir wählen als Turngerät für diese „Reise“ das inspirierende Buch von Prof. Alan M. Dershowitz „America on Trial, Inside the legal battles that transformed our nation“ aus. Alan Dershowitz ist einer der bedeutendsten Strafrechtslehrer, Strafrechtsverteidiger und Rechtsdenker in den Vereinigten Staaten und ein weit über die Vereinigten Staaten hinaus bekannter jüdischer Intellektueller und Schriftsteller. Er lehrt an der Harvard Law School.
In diesem Buch gelingt es ihm, wichtige Wesenszüge des amerikanischen Rechts entlang der Zeitachse der Geschichte der Vereinigten Staaten anhand einer ausgewählten Vielzahl von Gerichtsfällen darzustellen. Die Falldarstellungen werden jeweils in der Zeitgeschichte situiert, kurz zusammengefasst und von Alan Dershowitz gewürdigt. Sie sind chronologisch dargestellt und führen von der Gründung der Vereinigten Staaten bis in die Gegenwart.
Didaktisch geht es in der Lehrveranstaltung um eine vorbereitete und strukturierte Class Room Discussion über die im Buch von Alan Dershowitz dargestellten Fälle. Es wird dabei in englischer Sprache ein 600-seitiges Buch gelesen. Die Class Room Discussion geschieht teilweise in vorweg verteilten Rollen, um eine anschauliche und lebendige Erhöhung der Reflexions- und kulturellen Kompetenz der Studenten auf der Masterstufe zu erreichen. Den roten Faden bildet die Geschichte der Vereinigten Staaten, Schaufenster bilden lebens- und kulturnahe und in der öffentlichkeit kontrovers diskutierte wichtigste Gerichtsfälle.
Die Studenten schreiben in verteilten Rollen eine Zusammenfassung des gesamten Buches nach vorgegebenem Raster.
Prof. Alan Dershowitz wird durch den Dozenten in einer Videokonferenz zum Buch systematisch befragt.
Der Dozent organisiert die Studenten in einer elektronischen Virtual Community und steuert den Lehr- und Lernprozess zentral.
Als Kür werden gleichzeitig mit fakultativer Teilnahme zwei prominent verfilmte Fälle, die im Buch von Alan Dershowitz dargestellt sind, im Seminarraum des Dozenten in Zürich gezeigt. Visioniert wurden „The Nuremberg-Trial“, mit Dr. Dr. h.c. Peter Studer, früherer Chefredaktor des Tages Anzeigers und des Schweizer Fernsehens DRS als Gast und „To Kill a Mocking Bird“, mit Firmregisseur Fredi Murer als Gast